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PRAXIS DR. MED. R. SAUTER
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PILLE FÜR FORTGESCHRITTENE

PHYSIOLOGIE

 

Zunächst ein paar Worte über die Physiologie (Lehre von den normalen Vorgängen im Menschen):

 

Ein Zyklus dauert vom ersten Tag der Regelblutung bis zum nächsten ersten Tag der Regelblutung. Er ist im Normalfall 28 +- 3 Tage, also 25-31 Tage.

 

Pro Eierstock gibt es ca. 200.000 Eier (Primärfollikel=„Schläfer“), es werden pro Zyklus ungefähr 20-30 „aufgeweckt“, durch mehrere Reifungsvorgänge kommt es dann zur Ausbildung eines sprungbereiten Eibläschens (Graafscher Follikel). Diese für diesen Zyklus bestimmte Eireifung beginnt mit der Regelblutung und wenn das Eibläschen ca. 20 mm misst, kommt es zu einem schlagartigem Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH Peak), der den Eisprung auslöst. Die Hülle des gesprungenen Eibläschens bildet sich zum Gelbkörper um und bildet Gelbkörper-Hormon (=Progesteron=Gestagen).

 

Wenn eine Schwangerschaft eintritt, findet die Befruchtung im Eileiter statt, wo die Spermien schon rudelweise auf das Ei warten. Das befruchtete Ei wandert innerhalb von exakt einer Woche in die Gebärmutter und nistet sich dort in die durch das Progesteron vorbereitete Gebärmutterschleimhaut ein.

 

 

WIRKUNGSWEISE DER PILLE (KOMBINATIONSPILLE):

 

Die Hauptwirkung der Pille besteht darin, den LH Peak (Hormonanstieg, der den Eisprung auslöst) „abzuschneiden“ und sorgt dafür, dass kein Eisprung stattfindet (Ovulationshemmer).

 

Es kann also demnach sehr wohl zu einer Eireifung führen, aber nicht zu einem Eisprung. Bei einem Einnahmefehler kann die dann stattfindende Hormonproduktion des Eierstocks vom Körper als LH Peak interpretiert werden, es kommt zum Eisprung und bei Anwesenheit von Spermien zu einer Schwangerschaft. Die Pille ist jedoch das sicherste Verhütungsmedium mit einem Pearl-Index von 0,2 (2 Schwangerschaften pro Jahr auf 1.000 Frauen, die ein Jahr mit der Pille verhüten.

 

Demgegenüber ist die Wirkungsweise der Minipille (reine Gelbkörper-Hormone) so, dass der Schleim des Muttermundhalses dermaßen zäh wird, dass kein Durchkommen für Spermien möglich ist. Diese Pillen enthalten kein Östrogen, werden konstant durchgenommen und müssen recht exakt ( +-6 Stunden ) eingenommen werden. Wegen häufiger und unkalkulierbarer Zwischenblutungen sind sie aber nicht sehr beliebt, können jedoch eingenommen werden in der Stillzeit und bei Situationen, in denen Frauen keine Östrogene bekommen dürfen( z.B. Thrombose, Lungenembolie).

 

Aus dem oben dargestellten Sachverhalt geht hervor, dass die Wirkung der Pille nur vorhanden ist, wenn die Ovulationshemmdosis (=die Menge an Gelbkörperhormon, die notwendig ist, um den Eisprung zu hemmen, üblicherweise in einer Pille die doppelte bis dreifache OHD) auch zuverlässig erreicht wird.

 


Vergessen: 

 

Die Pille sollte zur gleichen Tagerszeit (+- 12 Stunden) eingenommen werden. Nimmt man z.B. die Pille Montag morgens um 7 h und vergisst sie am Dienstag um 7 h, kann man sie ohne Wirkungsverlust bis Dienstag 19 h nachnehmen, um am Mittwoch 7 h die Mittwoch-Pille normal weiter zu nehmen. Ab Dienstag Abend 19 h ist man im Graubereich: von 100 Frauen bekommen bis zu 10 einen Eisprung, demnach aber 90% nicht! Man sollte eine Woche auf Sex verzichten oder andersweitig verhüten. 

 

Wenn man erst nach dem Sex das Vergessen bemerkt, hängt es vom Zeitpunkt des Zyklus ab: in der ersten Pillen-Einnahme-Woche ist die Gefahr für eine Durchbruchsovulation (=Eisprung unter Pilleneinnahme durch Vergessen der Pille) am Größten, man sollte dann schleunigst Kontakt zur Praxis aufnehmen und Lösungen erörtern ("Pille danach", Kupferspirale oder Kupferkette), in der mittleren Einnahmephase ist das Vergessen eher harmlos und folgenlos. Im dritten Drittel (Tag 14-21) kann man die Pille durchnehmen, um eine theoretisch mögliche Durchbruchsovulation sicher zu verhindern.

 


Durchfall:

 

Durch eine Störung der Flüssigkeitsaufname im Bereich der Darmschleimhat z.B. durch eine Magen-Darminfektion mit Viren oder Bakterien kommt es demnach auch zu einer Störung der Aufnahme von Medikamenten, also auch  des Wirkstoffes der Pille, allerdings muss der Durchfall schon erheblich sein, ein bisschen weicher Stuhlgang ist sicher kein Problem.

 


Erbrechen:

 

Man kann davon ausgehen, daß durch Erbrechen innerhalb von 6 Stunden nach Pilleneinnahme die Ovulationshemmdosis nur fraglich erreicht wird, sodass eine  Pille "nachgenommen" werden sollte,  bei einem weiteren Erbrechen innerhalb von weiteren 6 Stunden erneut eine, bei einer dritten Episode sollte man dann in diesem Zyklus anders verhüten bzw. vorgehen wie bei Vergessen einer Pille (s.o.).


Urlaub: 

 

Innerhalb von 12 Stunden Zeitdifferenz gibt es keine Probleme: man nimmt die Pille am Urlaubsort zur gleichen Uhrzeit wie zu Hause, eine Verschiebung bis zu 12 Stunden ist kein Problem.


Bei mehr als 12 Stunden nimmt man die Pille am esten Tag 24 Stunden nach der letzten Einnahme zu Hause und nimmt die nächste Pille wieder zu gleichen Uhrzeit wie zu Hause, dann möglicherweise an einem Tag 2 Pillen, zwischen zwei Pillen sollte aber kein Unterschied von mehr als 36 Stunden sein.

 


Langzyklus:

 

Als man die Pille in den 50er Jahren "gebaut" hat, kam man gar nicht auf die Idee, die Blutung nicht regelmäßig alle vier Wochen kommen zu lassen, die Frauen sollten einen Blutungsrhythmus wie zuvor haben.

Endokrinologisch gaukelt man ja dem Körper während der Einnahme der Pille das Theater eine Scheinschwangerschaft vor, sodass kein erneuter Eisprung mit einer erneuten Schwangerschaft eintritt. Endokrinologisch gibt es aber keine Notwendigkeit, diese "Schwangerschaft" nach drei Wochen für eine Woche zu unterbrechen. Man kann also diese "Schwangerschaft" ohne weitere Probleme auch vier, fünf, sechs oder mehr Wochen "bestehen" lassen, also die Pille ohne Pillenpause durchnehmen, wie eine normale Schwangerschaft normalerweise ja auch mehr als drei Wochen anhält!

Die Nebenwirkungen sind alle erwünscht: keine menstruationsbedingten Beschwerden, bessere Monatshygiene (Urlaub, Auslandsaufenthalt), kein Blutverlust, höhere empfängnisverhütende Sicherheit (da es durch die wegfallende hormonfreie Pause nicht zu einer Eireifung und demnach durch einen Einnahmefehler nicht zu einem möglichen Eisprung kommt). Gelegentlich kommt es zu Schmierblutungen.

Das diesbezügliche Management sollte mit der Praxis abgesprochen werden. Ebenso, ob man überhaupt, und wenn ja, wann man eine Einnahmepause einlegen sollte. Die Pilleneinnahme im Allgemeinen und der Langzyklus im Besonderen haben nach den bisherigen Erkenntnissen mit hunderten von Studien keinerlei Einfluss auf eine spätere Fruchtbarkeit.

Nur: wenn man zwanzig Jahre die Pille genommen hat, ist mit vierzig die Schwangerschaftserwartung deutlich schlechter, aber nur, weil man dann zwanzig Jahre älter ist !!!

 

 

 

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